Das Motto des Internationalen Jahres der Genossenschaften lautet „Genossenschaften gestalten eine bessere Welt“. Die Besonderheit, die dazu beiträgt, dass Genossenschaften das machen, liegt unter anderem an den Genossenschaftsprinzipen.
In diesem Gespräch erläutert Dr. Burghard Flieger, Vorstand der innova eG, die vier aus seiner Sicht prägenden Prinzipen.
Weitere Informationen zum Video:
Dr. Burghard Flieger ist Vorstand der innova eG und der Solar-Bürgergenossenschaft eG.
Er stellt in dem Video die Genossenschaftsprinzipien vor:
Förderprinzip
Im Unterschied zu traditionellen Unternehmen steht bei Genossenschaften nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern die Bedarfsdeckung und der Nutzen für ihre Mitglieder. Dabei geht es sowohl um direkten Nutzen, wie günstige Strom- und Wärmeversorgung, als auch um indirekten Nutzen, etwa den Schutz der Umwelt durch nachhaltige Energieerzeugung.
Identitätsprinzip
Genossenschaften vereinen oft mehrere Rollen in einer Person: Mitglieder sind sowohl Eigentümer als auch Nutzer. Diese doppelte Identität führt zu Interessenkollisionen, wenn etwa wirtschaftliche Interessen mit der Rolle als Nutzer kollidieren. Diese Ambivalenz innerhalb der Gemeinschaft verleiht Genossenschaften jedoch auch ihre Dynamik und Vielfalt.
Demokratieprinzip
In Genossenschaften gilt das Prinzip „ein Mensch, eine Stimme“. Auch wenn formale Strukturen vorhanden sind, bleibt die Herausforderung, echte Partizipation zu ermöglichen. Kreative Ansätze neuerer Genossenschaften zeigen, wie Alltagsdemokratie verstärkt gelebt werden kann, indem sie sozial offene Strukturen schaffen.
Solidaritätsprinzip
Das Solidaritätsprinzip hebt Genossenschaften von anderen Unternehmensformen ab. Hier geht es darum, unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten zu berücksichtigen und für Gleichberechtigung zu sorgen. Dies erfordert umfangreiche Kommunikation und die Bereitschaft zur Konfliktbewältigung.
Bürgergenossenschaften sind ein Paradebeispiel für die Umsetzung dieser Prinzipien. Sie übernehmen Verantwortung für ihre Gemeinden, indem sie soziale Projekte wie den Erhalt von Infrastruktur und die Förderung lokaler Kulturgüter unterstützen. Die innova eG hat an mehreren Studien zu diesem Thema mitgewirkt. Diese können auf der Webseite der innova eG eingesehen werden:
Studien über Bürgergenossenschaften
In Deutschland, mit seiner gut geschützten Rechtsform für Genossenschaften, gibt es laut Dr. Flieger jedoch auch Bedarf an Veränderung. Demokratische Spielräume könnten durch mehr Flexibilität in der Satzungsgestaltung erweitert werden. Außerdem sollten Genossenschaften mehr Solidarität und Gemeinwohlorientierung integrieren dürfen.