Am 6. Juli feiern wir gemeinsam mit Genossenschaften auf der ganzen Welt den Internationalen Tag der Genossenschaften. Das diesjährige Thema lautet „Genossenschaften bauen eine bessere Zukunft für alle“.
Das Thema steht im Einklang mit dem Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen, der unter dem Motto „Multilaterale Lösungen für eine bessere Zukunft“ steht.
Das Motto des Zukunftsgipfels bietet die Chance zu zeigen, dass Genossenschaften nicht nur im Hier und Jetzt für ihre Mitglieder nützlich sind, sondern auch die Zukunft im Blick haben.
Es geht um Nachhaltigkeit in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht, aber auch darum, der jungen Generation eine Zukunft zu geben.
Und es geht um den Blick über den eigenen Tellerrand. Wenn es um eine bessere Zukunft für alle geht, dann geht es um alle Menschen auf der Welt, auch um die Menschen im globalen Süden.
Was können wir dazu beitragen?
Genossenschaften haben eine lange unternehmerische Tradition. Sie arbeiten nicht im Eigeninteresse, sondern sind immer dem Interesse ihrer Mitglieder verpflichtet – dem Prinzip der Mitgliederförderung. Damit Genossenschaften dies dauerhaft tun können, handeln sie wirtschaftlich nachhaltig. Ohne diese Ausrichtung auf die Mitglieder und den langfristigen Bestand der Genossenschaft wäre ein so langes Bestehen nicht möglich gewesen. Die Jubiläen der Konsumgenossenschaften in Leipzig (140 Jahre), Kiel (125 Jahre) und Berlin (125 Jahre) belegen dies eindrucksvoll.
Heute wird viel über unternehmerische Verantwortung diskutiert, darüber, dass Unternehmen nicht nur gewinnmaximierend arbeiten sollen, sondern auch Gemeinwohlziele im Blick haben sollen, in vielen Ländern gibt es sogar schon eigene Rechtsformen für „Zweckorientierte Unternehmen“ (Purpose Driven). Auch in Deutschland gibt es eine Diskussion über die Wohlfahrtsgesellschaft. Vieles davon leisten die Genossenschaften schon heute, das genossenschaftliche Wirtschaftsmodell hat gezeigt, dass es nachhaltig sein kann. Genossenschaften sind also ein Erfolgsmodell.
Genossenschaften handeln aber auch ökologisch und sozial nachhaltig.
Konsumgenossenschaften engagieren sich nicht nur für ihre Mitglieder, sondern achten auch auf sozialen Ausgleich und die Wertschätzung ihrer Mitarbeiter. Viele genossenschaftseigene Produkte stammen aus ökologischem Anbau und die Filialen werden zunehmend mit Energie aus erneuerbaren Quellen betrieben – damit leisten die Konsumgenossenschaften einen wichtigen Beitrag.
Aber auch andere Genossenschaften verfolgen mit ihren Aktivitäten gemeinwohlorientierte Ziele:
– Energiegenossenschaften tragen zur Energiewende bei,
– Unverpackt-Läden reduzieren Verpackungsmüll,
– Wohnungsgenossenschaften bieten preiswerten Wohnraum
– und vieles mehr…
Das diesjährige Motto geht aber über Deutschland hinaus. Wenn wir uns für eine bessere Welt für alle einsetzen wollen, müssen wir nicht nur nach Europa schauen, sondern auch in andere Regionen.
Wir essen Früchte, Schokolade und Kaffee aus Afrika oder Südamerika. Wir tragen Kleidung, die in Asien hergestellt wird, und unsere Handys bestehen aus Teilen, die überall auf der Welt produziert werden. Die Rechte der Menschen, die Waren für den europäischen Markt herstellen, sind oft nicht ausreichend geschützt.
Verantwortliches Handeln entlang der Lieferkette ist daher ein wichtiges Ziel, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.
Leider macht das Thema derzeit nur negative Schlagzeilen, denn die Europäische Union hat mit der Richtlinie zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD) ein Bürokratiemonster geschaffen. Neben umfangreichen Dokumentations- und Berichtspflichten enthält sie ungeklärte Haftungsfragen, insbesondere für die Händler am Ende der Lieferkette.
Einige Mitglieder unseres Verbandes handeln hier vorbildlich. Unsere Kaffeegenossenschaften beziehen den Kaffee von Kaffeekooperativen (Kaffeekollektiv Aroma Zapatista eG und Café Libertad Kollektiv eG) und sorgen so dafür, dass die Produzenten von ihrer Arbeit leben können. Das tut auch die arteFakt Handelsagentur für Erzeuger-Verbraucher-Ideen eG, die mit Oliviers zusammenarbeitet. Dabei geht es der Genossenschaft nicht nur um den Einkauf, sondern auch darum, den Oliviers mit modernen Arbeits- und Produktionsmethoden zu helfen, wie der Olivenanbau in Zeiten des Klimawandels weitergeführt werden kann.
Wenn es um die Zukunft geht, geht es auch um die Jugend. Junge Menschen müssen für die Arbeit in Genossenschaften gewonnen und ermutigt werden, ihre eigenen Ideen in neuen Genossenschaften zu verwirklichen. Dazu müssen sie aber mit den genossenschaftlichen Werten und Prinzipien vertraut sein. Genossenschaftliche Bildungsarbeit ist daher wichtig und muss fortgesetzt werden. Nur so finden die Genossenschaften aktive und engagierte Menschen, die bereit und in der Lage sind, die Genossenschaften weiterzuentwickeln.
Dazu tragen wir als Verband mit unseren Bildungsangeboten aktiv bei. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass Menschen, insbesondere junge Menschen, ermutigt werden, Genossenschaften zu gründen.
Gemeinsam können wir viel erreichen, damit Genossenschaften zu einer besseren Zukunft für alle beitragen können.