Den Konsumgenossenschaften war von jeher der Austausch von Ideen und Erfahrungen sehr wichtig, daher nahmen sie immer wieder an Kongressen der britischen Konsumgenossenschaften teil. Als es zur Gründung eines Internationalen Genossenschaftsverbands kam, war von Anfang an klar, dass dieses eine Aufgabe war, die alle Genossenschaftssparten betraf, daher war Deutschland ein Gründungsmitglied des Internationalen Genossenschaftsbundes (der am 19. August 1895 beschlossen und 1896 umgesetzt wurde).
Gründungsmitglied wurde der „Allgemeine Verband der Genossenschaften“. Die Wurzeln für das Interesse am internationalen Austausch hatte Hermann Schulze-Delitzsch gelegt. Bereits 1874 sagte er anlässlich eines Vereinstages des Allgemeinen Verbands:
Aber wie … unsere Arbeit dem inneren Frieden dient, so dient sie auch dem Frieden nach außen. (…) Die Genossenschaft ist der Friede. Dies sei die Losung des Tages. Möge sie … als Friedensgruß deutscher Genossenschafter zu allen gleichstrebenden weit über die Grenzen unseres Vaterlandes dringen.
Der Erfahrungsaustausch und die Völkerverständigung waren daher die treibenden Motive für die Beteiligung Deutschlands an der Gründung des Internationalen Genossenschaftsbundes.
Nach dem Ausschluss großer Teile der Konsumgenossenschaften 1902 aus dem Allgemeinen Verband kam es 1903 zur Gründung des „Zentralverband deutscher Konsumvereine“, der sofort dem Internationalen Genossenschaftsbund beitrat. Seitdem sind die deutschen Konsumgenossenschaften mit eigener Stimme im internationalen Bund vertreten.
In den ersten Jahren des Bestehens des Internationalen Genossenschaftsbundes kam es zu einem Richtungsstreit, an dem sich die deutschen Konsumgenossenschaften reichlich beteiligten. Anfangs war der Bund ausschließlich auf die Produktivgenossenschaften fokussiert. Nachdem dies überwunden war, wurde weiter über die politische Ausrichtung diskutiert. Einerseits gab es die Anhänger einer gesellschaftskritischen Genossenschaftsidee, wie sie sich im „System von Rochdale“ ausgeprägt hatte und andererseits gab es Befürworter einer gesellschaftsneutralen oder die bestehende Gesellschaftsordnung bejahenden Genossenschaftsidee.
Die Vertreter von Rochdale setzten sich schließlich durch. So hieß es noch 1970 in § 1 der Satzung des Verbandes:
… in Fortführung des Werks der Pioniere von Rochdale und in Übereinstimmung mit deren Grundsätzen … in voller Unabhängigkeit und kraft eigener Methoden das auf dem Streben nach Gewinn beruhende Wirtschaftssystem durch ein genossenschaftliches, im Interesse der Allgemeinheit und auf gemeinsamer Selbsthilfe aufgebautes System … ersetzen.
Heute organisiert der ICA (International Cooperative Alliance) mehr als 1,2 Milliarden Menschen aus über 300 nationalen Organisationen in mehr als 50% der Länder der Welt. Deutschland ist mit drei direkten Mitgliedern (DGRV, GdW und als assoziiertes Mitglied der ZdK) international vertreten.
Aktuell vereint das Internationale Genossenschaftsbündnis die globale Bewegung durch seine Aufgabe, die genossenschaftliche Identität und seine Vision zu fördern, indem es in erster Linie die große Fülle von Know-how durch gemeinsame Foren zusammenführt, in denen Genossenschaften aller Art zusammenkommen und über gemeinsame Strategien und Bemühungen zur Förderung des Genossenschaftsmodells und zur Stärkung der Position der Genossenschaftsunternehmen in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft beraten.