Der Verbandsrat und der Vorstand des ZdK haben sich im Rahmen einer Studienreise über genossenschaftliche Projekte und die Geschichte der Konsumgenossenschaften in Österreich informiert. Im ZdK sind in den letzten Jahren vermehrt auch Wohnprojekte aufgenommen worden. Aus diesem Grunde hat der Verbandsrat bei seiner diesjährigen Studienreise den Schwerpunkt beim Wohnen gelegt.
Zunächst hat Prof. Brazda vom Fachbereich für Genossenschaftswesen einen Überblick gegeben über das Genossenschaftswesen in Österreich. anders als in Deutschland ist die Anzahl der Prüfungsverbände geringer. Neben dem Österreichischen Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch), dem Österreichischem Raiffeisenverband, dem Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen – Revisionsverband, dem CoopVerband – Revisionsverband österreichischer Genossenschaften gibt es seit kurzem einen neuen Verband, den Rückenwind – Förderungs- und Revisionsverband gemeinwohlorientierter Genossenschaften. Prof. Brazda berichtete sehr detailliert über die Entwicklung im Sektor der österreichischen Kreditgenossenschaften.
Frau Mag. Bauer vom Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen – Revisionsverband berichtete dann über die Besonderheiten des sozialen und genossenschaftlichen Wohnungsbaus in Österreich, speziell in Wien. Eine besonderes Augenmerk legte sie bei Ihrem Vortrag auf die Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften und der Bauverpflichtung, die sich aus diesem Status ergibt. Ebenso waren für die Teilnehmer der Studienreise die Rechte und Pflichten der Mitglieder von Interesse – gerade durch den zu leistenden Finanzierungsbeitrag und der Möglichkeit des Eigentumserwerbs unterscheiden sich diese Modelle sehr stark von Wohnungsgenossenschaften in Deutschland. Als praktisches Beispiel für die Aktivitäten in Wien führte Sie die Delegation durch das Neubaugebiet beim Hauptbahnhof Wien.
Anschließend informierten sich die Teilnehmer über die Geschichte der Konsumgenossenschaften in Österreich. Dazu trafen sie sich mit Herrn Höfferer und Herrn Dr. Rom vom „Forschungsverein Entwicklung und Geschichte der Konsumgenossenschaften (FGK)„. In dem Konsum-Museum in dem ehemaligen Logistikzentrum des Konsum Österreich berichtete Herr Höfferer über die Entwicklung und die Bedeutung des Konsum. Im März 1995 wurde über das Vermögen des Konsum Österreich der Ausgleich angemeldet (vergleichbar mit dem früheren deutschen Vergleichsverfahren nach der Konkursordnung). Die bevorrechteten Schulden wurden zu 100 Prozent erfüllt. Für andere Schulden wurde eine Ausgleichsquote von ca. 45 Prozent erreicht. Im Durchschnitt erhielten die Gläubiger 67,4 Prozent ihrer offenen Forderungen abgedeckt. Ab 1996 wurde Konsum Österreich wieder wirtschaftlich aktiv mit Kleinsupermärkten zum Verkauf von Reiseproviant. Die Genossenschaft heißt nun OKAY Team eingetragene Genossenschaft (mit beschränkter Haftung).
Im Wien Museum haben die Teilnehmer danach die Ausstellung „Das rote Wien 1919 – 1934“ besucht. In der Ausstellung geht es um ein soziales, kulturelles und pädagogisches Reformprojekt, das nach dem Ersten Weltkrieg eine tief greifende Verbesserung der Lebensbedingungen der ArbeiterInnen und eine Demokratisierung aller Lebensbereiche angestrebt hat. Auf der Grundlage einer revolutionären Fiskalpolitik („Luxussteuern“) wurden bis 1934 mehr als 60.000 Wohnungen sowie zahlreiche Sozial, Gesundheits, Freizeit, Bildungs und Kultureinrichtungen geschaffen.
Den Abschluss der Studienreise bildete eine Exkursion mit dem Architekturzentrum Wien durch das Neubauviertel Nordbahnhof.
Fotogalerie Konsum Museum: