Die Genossenschaftsidee gehört zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Dies hat das Internationale Komitee für die Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Addis Abeba bekanntgegeben. Es handelt sich um den ersten Vorschlag aus Deutschland zur Aufnahme in die „Repräsentative Liste“. 2015 hatte die deutsche UNESCO-Vertretung ihre erste internationale Nominierung mit dem genauen Titel „Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften“ eingereicht.
Zu der Entscheidung erklärt Josef Zolk, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft: „Wir sind hocherfreut darüber und dankbar, dass auf diese Weise die Väter der Genossenschaften in Deutschland, Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen, eine Würdigung erhalten – für die Grundlegung einer Idee, die heute mehr denn je von großer Relevanz ist. Allein in Deutschland sind über 20 Millionen Menschen in Genossenschaften organisiert.“
Dr. Manfred Wilde vom Vorstand der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft meint: „Mit der Aufnahme wird gleichermaßen das Erbe von Raiffeisen und Schultze-Delitzsch gewürdigt: Das Konzept eines allen Interessenten offen stehenden, überkonfessionellen Modells der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf Grundlage von Kooperationen.“
Die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm Raiffeisen-Gesellschaft hatten die Nominierung der Genossenschaftsidee für die Aufnahme in die Repräsentative Liste gemeinsam vorangetrieben. Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen schufen Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidende Grundlagen für die Genossenschaftsidee, die heute weltweit wirkt, und gründeten die ersten genossenschaftlichen Organisationen moderner Prägung in Deutschland.
Die Repräsentative Liste soll eine bessere Sichtbarkeit des Immateriellen Kulturerbes gewährleisten, das Bewusstsein für seine Bedeutung stärken und den Dialog bei gleichzeitiger Achtung der kulturellen Vielfalt fördern. Sie verzeichnet vielfältige immaterielle kulturelle Ausdrucksformen aus allen Weltregionen. Dem 2006 in Kraft getretenen UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes war Deutschland im Jahr 2013 beigetreten.